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Meine Bilder als digitale Kunstwerke erwerben
Neu kannst Du ausgewählte Motive von mir als digitale Kunstwerke erstehen.
Ich freue mich, dass Art of Reason eine Auswahl meiner Bilder exklusiv als digitale Kunst vertreibt – als dART's. Wenn Du also einen «echten Schäublin» in digitaler Form erwerben willst, ist das jetzt möglich:
Was ist dART?
Hier der Pressetext von den Gründern von dART:
Ein dART ist keine digitale Kopie, sondern ein digital ins Leben gerufenes Werk, ein digitales, herunterladbares Kunstmedium, das seine inhärenten Unterschiede und seine Flexibilität nutzt, um eine neue Erfahrung zu bieten.
Derzeit bedeutet dies, dass es die Möglichkeit bietet, vielschichtige Kunstwerke zu schaffen, Hintergrundbeleuchtung zu integrieren, mehrere Blickwinkel darzustellen und vieles mehr. Weitere Funktionen wie die Integration von Code, um Kunstwerke zu ermöglichen, die sich verändern, sowie Sound, Bewegung und vieles mehr befinden sich derzeit in der Entwicklung.
Kurz gesagt: Der Bildschirm ist die natürliche Bühne für dARTs, ein Ort für flexible Ausdrucksformen, der es uns ermöglicht, weit über die Grenzen einer typischen Leinwand hinauszugehen, und der uns vielversprechende Perspektiven für die Zukunft eröffnet. Wie zuvor die Fotografie und das Video erweitert es die Möglichkeiten der Kunst.
Schließlich haben Künstler schon seit langem Ideen über verschiedene Medien hinweg neu interpretiert – Munch mit «Der Schrei» in Druck, Malerei und mehr, Picasso durch Malerei und Keramik, Warhol von Polaroid bis Siebdruck. dART setzt diese Tradition fort und bietet neue Ausdrucksmöglichkeiten im physischen Bereich mit digital unterstützten Eigenschaften.
Durch Authentifizierung und limitierte Auflagen etablieren dARTs Herkunft, Authentizität und Seltenheit, wodurch sie als Sammlerstücke wie signierte Drucke gelten, wenn sie als Editionen angeboten werden. Sie können auch als „Unikate“ hergestellt werden, obwohl dies für den Kunstmarkt insgesamt kein Vorteil ist.
dARTs sind eine neue Grenze, die in der langjährigen Tradition der Kunst verwurzelt ist. Das Zeitalter der Kreativität hat begonnen.
Wer es lieber analog mag:
Meine Bilder sind weiterhin als limitierte Fineartprints erhältlich, ungerahmt oder gerahmt. Ich drucke die Bilder selbst auf unserem High-End-Printer auf hochwertige Papiere von Hahnemühle. Auf Wunsch lasse ich die Bilder individuell für Dich rahmen.
Gerade für eine Kundin fertig gestellt: Earth 08 mit feiner Schattenfuge, in Nussbaum gerahmt
Zwei Lichtriesen im Test, Teil 1
Test SIGMA 200mm F2 DG OS | Sports und Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports, Teil 1
Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports und Sigma 200mm F2 DG OS | Sports
Ein wenig Vorgeschichte
Im Sport würde man sagen: «Sigma hat gerade einen Lauf.» Denn die Firma haut zur Zeit Objektive raus, die manchem Fotografen den Mund wässrig machen. Ich bin da keine Ausnahme. Als ich vom Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports gehört habe, war für mich klar: Dieses Objektiv muss ich testen. Markus Zitt von fotointern.ch hat den Kontakt zu Patrick Geissmann von Ott + Wyss AG, dem Schweizer Vertreter für Sigma, hergestellt. Irgendwann haben Patrick und ich telefoniert, um einen Zeitraum für den Test auszumachen. Und so ganz nebenbei habe ich erwähnt, dass in der Gerüchteküche ja auch noch ein 2.0/200 mm herumgeistert (wir haben etwa zwei Wochen vor der offiziellen Lancierung dieses spannenden Objektivs telefoniert). „Ach ja, tatsächlich, wird da noch ein 2.0/200 mm kommen?“ hat Patrick zuerst ganz unschuldig gefragt. „Tja, die ersten Bilder geistern bereits im Netz herum, und wo so viel Rauch ist, da gibt’s auch ein Feuer“, war meine Antwort. Patrick hat kurz geschmunzelt und dann kam die überraschende Frage: „Wollen Sie dieses Objektiv auch noch testen?“ Worauf mir vor Freude fast der Telefonhörer aus der Hand gefallen ist. Ein paar Tage später ist dann ein ziemlich grosses Paket mit den zwei Preziosen bei mir eingetroffen. Ich habe die Objektive in meinem Fotoalltag einfach mal „mitlaufen“ lassen und auch noch ein paar Shootings ausgedacht, um den zwei Sigma-Linsen auf den Zahn zu fühlen.
Für die Schnellleser
Für alle, die nicht den ganzen Testbericht lesen wollen, hier die Kurzzusammenfassung mit einem Wortspiel auf Englisch:
«The two lenses are not only big, but they are also great.»
Und alle, die’s noch ein wenig genauer wissen wollen, können gerne noch weiterlesen:
Das 2.0/200 mm
Ich hatte immer beide Objektive in der Fototasche, wobei man präzisieren muss: Das 2.0/200 mm reiste in der Fototasche mit, das 4.0/300-600mm ist so gross, dass es gleich in einem Rucksack angeliefert wird. Was sehr praktisch ist, denn mit knapp 4 kg Lebendgewicht und einer Länge von ziemlich genau 47 cm (ohne aufgesetzte Gegenlichtblende) ist das Ding so gross, dass es durchaus sinnvoll ist, es separat zu verpacken. Ich habe die beiden Objektive mit dem L-System-Anschluss getestet. Als Kameras kamen die Leica SL3 und die SL3-S zum Einsatz. Wer mich kennt, weiss, dass ich nicht viel von Tests unter Laborbedingungen und Pixelpeeping halte. Bilder werden ja in der Regel draussen oder im Studio realisiert und nicht in einem Labor. Deshalb müssen sich sowohl Kameras wie auch Objektive im Fotografenalltag und nicht unter irgendwelchen „klinischen“ Testbedingungen bewähren.
Bullig, aber nicht unhandlich: das Sigma 200mm F2 DG OS | Sports (Pressebild Sigma)
Ein erstes Herantasten: Portraitshooting im Garten
Fast gleichzeitig mit dem grossen Sigma-Paket treffen Angi und Hannah ein – zwei Freundinnen von uns auf der Durchreise vom Norden in den Süden. Und weil es mir unter den Nägeln brennt, zumindest mal das 2.0/200mm auszuprobieren, frage ich sie, ob sie sich für ein spontanes Shooting bei uns im Garten zur Verfügung stellen. „Selbstverständlich“, war die Antwort, und so habe ich das bullig wirkende 200er auf die SL3 montiert. Obwohl das Objektiv 1.8 kg auf die Waage bringt, fühlen sich Kamera und Objektiv gut ausbalanciert an. Und wenn man ein Objektiv mit einer maximalen Blendenöffnung von 2.0 in den Fingern hat, will man natürlich mit voll offener Blende fotografieren. Zumindest ich. Sonst kann ich ja auch ein Objektiv mit geringerer Lichtstärke kaufen. Und was der Sprung von 4.0 auf 2.0 an kleinerem Schärferaum bringt, zeigen diese zwei Aufnahmenpaare:
Bild links: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/320 sec, f 2.0, 100 ISO
Bild rechts: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/160 sec, f 4.0, 100 ISO
Bild links: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/640 sec, f 2.0, 125 ISO
Bild rechts: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/320 sec, f 4.0, 125 ISO
Alle Aufnahmen sind in Lightroom in Helligkeit und Kontrast optimiert worden, aber nicht nachgeschärft, damit Du beurteilen kannst, was das Objektiv zusammen mit der Leica liefert. Schon beim Hereinzoomen der Bilder auf dem Kamerascreen bleibt mir die Spucke weg: Das 200er ist selbst bei offener Blende sowas von scharf und liefert eine Detailzeichnung, die meine Erwartungen übertrifft. Der Schärferaum wird bei voll offener Blende naturgemäss sehr klein, und präzises Fokussieren ist unumgänglich.
Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/640 sec, f 2.0, 125 ISO. Der 1:1 Ausschnitt unten zeigt die feine Detailzeichnung schon beivoll offener Blende. Aber: Die Augenbraue ist teilweise bereits nicht mehr scharf. Das AF-System muss also absolut präzise fokussieren.
Sobald man mehr als eine Person im Bild hat, wird es schwierig mit dem Schärferaum bei voll offener Blende. Ich versuche, Angi und Hannah so zu fotografieren, dass sie beide innerhalb des Schärferaums sind. Doch es braucht nicht viel, und eines der Gesichter fängt an, in die Unschärfe abzugleiten. Ich dirigiere die beiden Ladies so, dass die Gesichter möglichst parallel zur Kamera ausgerichtet sind. Doch selbst dann ist Angies äusseres Auge nicht mehr ganz scharf. Das mag in einem kleinen Abbildungsmassstab nicht stören, aber bei einem grossen Print würde es irritierend wirken. Abblenden auf 5.6 löst das Problem. Wenn ich die Bilder mit 2.0 und 5.6 auf dem Screen vergleiche, habe ich nicht den Eindruck, dass sich die Schärfe durch das Abblenden noch erhöht. Mag sein, dass sich die Randschärfe rein theoretisch noch etwas steigert durch Abblenden, aber in der Praxis kann man das Potenzial des Objektivs bereits mit voll offener Blende ausschöpfen.
Bild links: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/100 sec, f 2.0, 200 ISO. Der Schärferaum ist so klein, dass Angi bereits in der Unschärfe ist.
Bild Mitte: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/100 sec, f 2.0, 200 ISO. Ich habe Angi gebeten, etwas weiter nach hinten zu gehen. Trotzdem ist das äusserste Auge nicht ganz scharf.
Bild rechts: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/100 sec, f 5.6, 1600 ISO. Abblenden, damit beide Personen in der Schärfe sind. Die Blätter im Vordergrund werdendurch das Abblenden konkreter.
Luis Aellig in concert
Einer der Haupteinsatzgebiete des 2.0/200mm ist meines Erachtens die Bühnen- und Konzertfotografie. Dort kann das Obektiv durch die Kombination von langer Brennweite und hoher Lichtstärke einen echten Unterschied machen. Gut, dass während meiner Testzeit ein kleines, feines Konzert von Luis Aellig mit Band in nur 200 Metern Gehdistanz von unserem Zuhause stattfindet. Der kleine, intime Rahmen ist toll, das Licht ist spärlich, und genau das ist dann eben ein Test unter Realbedingungen, in denen sich das Objektiv bewähren muss. Für die Konzertaufnahmen habe ich mich für die SL3-S entschieden, weil sie in den hohen ISO-Bereichen Top-Resulate liefert.
Bild links und Bild Mitte: Leica SL3-S mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/200 sec, f 2.0, 3200 ISO
Bild rechts: Leica SL3-S mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/250 sec, f 2.0, 5000 ISO. Bewusst habe ich die Schärfe auf die Brille gelegt, weil sie das optisch prägende Element ist.
Und wenn man nah genug an die Musiker herankommt, kann man mit dem 200er auch noch wunderbare Detailaufnahmen realisieren.
Beide Bilder: Leica SL3-S mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/250 sec, f 2.0, 2500 ISO. Der Bildstabilisator funktioniert sehr gut. Wegen der Bewegung der Musiker muss ich die Verschlusszeit aber eher kürzer halten.
Hochzeitsfotografie mit dem 2.0/200
Während des Testfensters habe ich zusammen mit meiner Frau Ursula die Ehre, Eva und Raphaels Hochzeitsfest auf dem Hof der Brauteltern fotografisch festzuhalten. Ein wunderbares Fest mit Trauakt im Freien, vielen Kühen, einem kleinen Konzert, einem glücklichen Brautpaar und ebenso glücklichen Gästen. Während ich bei Hochzeitsreportagen lieber mit kürzeren Brennweiten fotografiere, montiert Ursula jeweils am liebsten das Leica APO-Vario-Elmarit-SL 1:2,8-4/90-280. Deshalb schnappt sie sich das 2.0/200er und – natürlich rein fototechnisch gesprochen – verliebt sich in die Linse. In ihrer Begeisterung teilt sie die Aufnahmen mit den Gästen, und plötzlich wollen sich alle mit dem „Wunderobjektiv“ fotografieren lassen.
Ursula im Einsatz mit dem 2.0/200mm. Der Spass am Objektiv ist unübersehbar. Und die Gäste sind begeistert von den Resultaten.
Ursulas Enthusiasmus steckt mich an, und ich realisiere auch einige Aufnahmen mit dem 200er. Manchmal fühle ich mich durch die lange Brennweite zu weit weg von den Menschen, aber es gibt natürlich immer wieder Situationen, in denen eine grössere Distanz durchaus von Vorteil ist. Hier einige Aufnahmen vom Hochzeitsfest mit speziellem Dank an Eva, Raphi und alle Gäste, dass wir die Bilder teilen dürfen:
Bild 1: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/640 sec, f 2.0, 50 ISO
Bild 2 und 3: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/3200 sec, f 2.0, 200 ISO
Bild 4: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/3200 sec, f 2.0, 125 ISO
Bild 5: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/1600 sec, f 2.0, 200 ISO, sw-Umwandlung in Lightroom
Bild 6: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/500 sec, f 4.5, 160 ISO
Bild 7: Leica SL3 mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/250 sec, f 2.0, 1250 ISO
Bild 8: Leica SL3-S mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/320 sec, f 2.0, 250 ISO
Bild 9: Leica SL3-S mit Sigma 200mm F2 DG OS | Sports, 1/320 sec, f 2.0, 1600 ISO
Gerade wenn das Licht knapp wird und man wegen der langen Brennweite und den sich bewegenden Personen eine kürzere Verschlusszeit benötigt, kann man die ISO dank der hoch geöffneten Optik doch noch im vertretbaren Rahmen halten. Klar kann man heute Bilder in der Postproduction entrauschen, aber dabei verliert man immer Detailzeichnung.
Brauchst Du ein 200mm mit so grosser Blendenöffnung?
Man hat ja das Gefühl, dass der Schärferaum bei einem so langbrennweitigen Objektiv mit so grosser Öffnung extrem klein ist. Und das stimmt auch. Doch wenn wir dasselbe Motiv mit einem 200mm- und einem 90mm-Objektiv mit voll offener Blende fotografieren und den Aufnahmeabstand so verändern, dass wir mit beiden Objektiven denselben Bildausschnitt haben, stellen wir fest, dass der Schärferaum derselbe ist. Lass mich das kurz erklären: Die Distanz zwischen Motiv und Kamera ist sehr entscheidend für den Schärferaum. Wenn ich mit demselben Objektiv mit derselben Blende ein Objekt ganz nah fotografiere, ist der Schärferaum wesentlich kleiner (Makrofotografen können ein Liedchen davon singen) als bei einem Objekt in weiterer Entfernung wie zum Beispiel einer Landschaft. Wenn ich nun eine Person mit einem 90mm (oder 135mm) Objektiv portraitiere und nachher das 200 mm Objektiv auf der Kamera montiere, muss ich meine Distanz zum Motiv vergrössern, um wieder denselben Ausschnitt zu erzielen. Durch die grössere Distanz gleicht sich der durch die längere Brennweiter verkleinerte Schärferaum wieder aus. Tönt ziemlich kompliziert. Einfach formuliert kann man sagen: Bei gleichem Ausschnitt und gleicher Blende erzielt jedes Objektiv denselben Schärferaum. Nur der Abstand zum Motiv – und damit natürlich auch die Perspektive – verändert sich. Wenn Du Deinen Aufnahmepunkt frei wählen kannst, bringt Dir die hohe Anfangsöffnung des 2.0/200 mm keinen wirklichen Vorteil bezüglich Schärferaum. Wenn Du aber die Distanz nicht frei wählen kannst oder Du mit etwas mehr Abstand unbemerkt fotografieren möchtest und Du deshalb eine lange Brennweite benötigst, kannst Du mit der maximalen Blendenöffnung von 2.0 im Vergleich zu einem 4.0/200 mm oder 5.6/200 mm einen kleineren Schärferaum erzielen und so das Motiv besser aus dem Umfeld herausschälen.
Meine Assistentin Chiara, links mit dem 200 mm mit Blende 2.0 und rechts mit einem 90 mm mit Blende 2.0 fotografiert. Die Perspektive verändert sich logischerweise durch den unterschiedlichen Aufnahmeabstand, die Wirkung von Schärfe und Unschärfe ist aber so gut wie identisch. Und man sieht: das 2.0/200 mm eignet sich hervorragend als Portraitobjektiv.
Fazit zum 2.0/200mm
Wenn man die technischen Daten des Objektivs liest, wird einem beinahe schwindlig. Nicht nur wegen der maximalen Blendenöffnung, sondern auch, weil Sigma viele nützliche Technologien im Objektiv verbaut hat. Diese lesen sich etwas kryptisch und tönen dann in etwa so: HLA (High-response Linear Actuator), OS (Optische Stabilisator) mit OS2- Algorithmus, Innenfokussierung, NPC (Nano Porous Coating), wasser- und ölabweisende Beschichtung (Frontlinse), OS-Schalter, Fokussierbereichsbegrenzer und und und … Wir können davon ausgehen, dass ein Objektiv von Sigma in dieser Preisklasse alles mit an Bord hat, was technisch möglich ist. Und dann zählt nur der Praxiseinsatz.
Nach den zehn Testtagen muss ich feststellen: Meine Frau Ursula als auch ich haben uns ein wenig in dieses Objektiv verguckt. Die optische Leistung ist hervorragend, der Autofokus ist schnell und präzise. Das Bokeh ist sehr schön, und das Handling ist besser als erwartet. Die Kombination von Brennweite und Lichtstärke ist konkurrenzlos: Nebst dem 2.0/200 von Sigma finde ich für den L-Mount nur noch eine zweite 200mm Festbrennweite, allerdings ein voll manuelles Objektiv ohne Autofokus mit 4.0 als maximale Blendenöffnung von einem Hersteller namens Zhongyi Optics., auch für L- und E-Mount erhältlich. Will heissen: Das Objektiv ist einzigartig. Kleiner Wermutstropfen für die Sony-Fotografen: Sony erlaubt eine maximale Bildrate von 15 Bildern pro Sekunde. Ich kann nur vermuten, dass diese Einschränkung gemacht wird, um die Attraktivität dieses exzellenten Objektivs einzuschränken. Doch Hand aufs Herz: Wie oft fotografierst Du mit einer schnelleren Bildrate als 15 fps? Wahrscheinlich ziemlich selten. Zudem haben L-Mount Fotografinnen und Fotografen den Vorteil, dass es einen Telekonverter für das Sigma 200mm F2 DG OS | Sports gibt.
Nachtrag: Unterdessen hat Laowa ein 2.0/200 mm angekündigt, das gemäss Gerüchteküche zunächst mal für Canon EF, Sony E und Nikon Z verfügbar sein wird. Weitere Versionen seien in Planung. Vielleicht kommt da also noch was. Fujifilm hat ebenfalls ein 2.0/200mm im Angebot – allerding für ihren APS-C-Sensor, was dann bei einem Vollformatsensor einem 320mm Objektiv entspräche.
Teil 2 folgt
Im zweiten Teil des Berichts werde ich erzählen, wie sich das 4.0/300-600mm in der Praxis schlägt und teilweise auch den Brennweitenunterschied zum 200er zeigen. Der Schwerpunkt im zweiten Teil wird auf dem 4.0/300–600mm liegen, aber es werden noch weitere Praxisbeispiele mit dem 2.0/200mm folgen.
Kleiner Spoiler: Im zweiten Teil des Testberichts werden wir unter anderem am frühen Morgen mit Kajakern unterwegs sein. Hier eine erste Aufnahme mit der ganz langen Tüte: Leica SL3-S mit Sigma 300-600mm F4 DG OS | Sports auf 331 mm, 1/640 sec, f 4.0, 320 ISO, fotografiert aus einem Beiboot und damit logischerweise ohne Stativ.
Alle Fotos © by Peter und Ursula Schäublin und Chiara Denicolo
Fotoreise nach Island im Sommer 2026?
Eine Fotoreise mit Freunden im Sommer 2026 nach Island - klein und exklusiv. Etwas für Dich?
Wir werden immer wieder gefragt, ob wir eine Fotoreise nach Island organisieren würden. Nach mehreren Reisen in diesem faszinierenden Land haben wir eine ziemlich klare Vorstellung, was wir Dir in Island zeigen würden und wie wir reisen könnten. Hier eine erste Ideenskizze, wie das aussehen könnte:
Ziel der Reise
Staunen über Islands Natur
Konzeptionelles Denken für ein Fotoprojekt entwickeln
Fotografische Skills weiterentwickeln
Bildbearbeitung unterwegs vor Ort, so wie es die Zeit erlaubt
Fakultativ: lernen, Fotos mit einer Drohne zu realisieren
Dauer
14 Tage, ziemlich sicher vom 20. Juli bis 2. August 2026. So viel Zeit würden wir benötigen, um die interessanten Spots zu besuchen. Der Juli ist von den Bedingungen her der beste Monat, um im Landesinneren zu reisen.
Format
Unterwegs mit zwei für das Hochland ausgerüsteten Land Rovern, um die schönsten Fotolocations in Island zu besuchen, auch die schwerer zugänglichen im Hochland. Wichtig zu beachten: Island kann wettermässig auch im Sommer sehr herausfordernd sein.
Gruppengrösse
Min. 6, max. 8 Personen. Wir wollen die Gruppe bewusst klein halten, damit alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer optimal profitieren und wir flexibel sind. Mit sechs Personen wäre die Reise komfortabler, aber teurer. Mit acht Personen würde es im Land Rover etwas enger, aber die Reise wäre günstiger.
Kameraequipment
Wichtig ist, dass Du eine Kamera mitnimmst, bei der Du die Automatik ausschalten kannst. Vom Objektivspektrum her benötigt man eigentlich keine extremen Brennweiten, da wir aktuell nicht vorhaben, Vögel zu fotografieren. Ein Zoom im normalen Brennweitenbereich oder entsprechende Festbrennweiten reichen aus. Sehr sinnvoll ist ein Stativ.
Wenn immer möglich werde ich vor Ort zeigen, wie Du die Bilder nachher über Adobe Lightroom bearbeiten kannst. Dafür brauchst Du einen Laptop mit diesem Programm. Es steht Dir aber seblstverständlich frei, keine Bilder während der Reise zu bearbeiten oder eine andere Bildbearbeitungs-Software einzusetzen.
Wir haben angedacht, im Frühling 2026 vorab ein Treffen mit allen Teilnehmenden zu organisieren, um Fragen rund um die Reise und das Fotoequipment zu besprechen.
Übernachtungen
Teils in Hotels, teils in einfachen Unterkünften (ein paar Übernachtungen im Massenschlag, da es im Landesinnern praktisch keine Hotels gibt). Wir gehen zur Zeit davon aus, dass etwa vier bis fünf Übernachtungen in einfachen Unterkünften wären, die restlichen Übernachtungen in B&B’s oder Hotels.
Food
Ursula würde meist für uns kochen.
Ungefährer Kostenrahmen
Je nach Anzahl der Teilnehmenden ca. CHF 7000 bis 8000,
inklusive: ein Vorbereitungsnachmittag ungefähr im Frühling bei uns, um die Reise und die fotografischen Ziele vorzubesprechen, Mahlzeiten cooked by Ursula und Schlussessen in einem tollen Restaurant in Reykjavik
exklusive: Flug Zürich - Reykiavik und eventuelle Abendessen in Hotels
Wir sehen diese Reise nicht als ein normales kommerzielles Angebot, sondern als eine Reise mit Freunden.
Wenn wir die Reise durchführen, müssen wir Ende Oktober anfangen mit den Buchungen. Island ist hoch im Kurs, und deshalb muss früh gebucht werden.
Wenn Du an dieser Reise teilnehmen möchtest, dann melde Dich bis am 20. Oktober bei uns – entweder telefonisch (052 640 00 99) oder per E-Mail.
Wenn sich mindestens sechs Personen melden, die verbindlich dabei sein möchten, werden wir mit der Planung starten.
Island hat uns geflasht
Das wilde und ungezähmte Island hat uns mit wunderbaren Einblicken in seine Natur verwöhnt. Hier ein erster, kunterbunter Bilderbogen.
Vier Wochen unterwegs mit Sir George, unserem betagten Land Rover, davon drei Wochen in Island – es war eine Reise der besonderen Art. Island hat uns einmal mehr mit seiner unbändigen und einmaligen Natur in den Bann gezogen. Ich habe auch dieses Mal ein fotografisches Thema verfolgt. Es braucht noch etwas Zeit, um diese thematischen Bilder aufzubereiten. Für alle, die aber jetzt schon in einige visuelle Eindrücke unserer Reise eintauchen wollen, gibt es hier in kunterbunter Mischung Fotos mit Impressionen der Natur – und von einem weiteren Flugzeugwrack, das wir entdeckt haben.
Fotografiert haben wir mit dem Leica SL-System, das die Herausforderungen von den teilweise rauen Wettersituationen problemlos weggesteckt hat. Die Drohnenaufnahmen sind mit einer DJI-Mavic 3 Pro entstanden. Alle Bilder sind © by Peter und Ursula Schäublin. Für eine Gesamtansicht des Bildes auf das entsprechende Motiv klicken.
Impressionen vom Pfingst-Fotokurs
Tolle Feedbacks vom Pfingst-Fotokurs. Vielleicht auch mal etwas für Dich?
Jedes Mal, wenn ich einen Fotokurs für Einsteigerinnen und Einsteiger halten darf, bin ich fasziniert, wie schnell die Teilnehmenden Fortschritte machen. Personen, die teilweise Begriffe wie «Blende», «Verschlusszeit» und «Brennweite» noch nie vorher bewusst gehört oder sich mit Licht und Bildbearbeitung noch nie auseinandergesetzt haben, beherrschen nach drei Tagen bereits die Grundkenntnisse der bewussten Fotografie. Also nicht einfach wahllos abdrücken, sondern bewusstes Gestalten des Bildes, gezielte Lichtführung und Belichten – auch mal über- oder unterbelichten, Bilder sinnvoll auf dem Computer ablegen und bearbeiten. Für mich jedes Mal ein Erlebnis. Und für die Teilnehmenden ein Aufsteller. Hier ein paar Feedbacks von den Teilnehmenden des Pfings-Fotokurses:
«Mit seiner Leidenschaft für die Fotografie und seiner Liebe zum Bild hat mich Peter in meinem Vorhaben bestärkt, mich intensiv mit den vielfältigen Parametern der Kamera auseinanderzusetzen. Die gemeinsamen Tage waren lehrreich, spannend, fordernd, humorvoll…. – Danke!» (Brigitte)
«Peter ist ein sehr guter Lehrer und Motivator. Er befähigte mich, in dem er mich in die Geheimnisse der Fotografie eintauchen liess. Seine Begeisterung für das Bild, in welcher Form auch immer, ist ansteckend.» (Elisabeth)
«Der dreitägige Fotokurs bei Peter Schäublin war für mich eine beeindruckende Erfahrung. Ich hatte zuvor noch nie eine Kamera in der Hand, aber Peter hat es mit viel Geduld und Fachwissen geschafft, mir nicht nur die technischen Grundlagen beizubringen, sondern auch die Freude an der Fotografie zu wecken. Ich kam als Anfängerin – und ging mit einem völlig neuen Blick auf die Welt. Danke, Peter, für diese inspirierende Reise der Fotografie!» (Sejla)
Kleine Gruppen sind der Garant für individuelle Betreuung.
Praxis und Theorie gehen Hand in Hand
Damit die vermittelten Inhalte nicht einfach nur in der grauen Theorie erarbeitet werden, probieren wir das Erlernte gleich in der Praxis aus. Der nachfolgende Bilderblock zeigt Fotos, die die Teilnehmenden während des Kurses realisiert haben. Stichworte dazu:
Arbeiten mit kleinen Schärferäumen
Effektvolles Belichten mit Bewegungsunschärfen
Unterschiedliche Aufnahmewinkel
Kreative Bildausschnitte
Gezieltes Unter- oder Überbelichten
Erarbeiten von Varianten mit Adobe Lightroom
© der Bilder by Karin, Daniel, Elisabeth, Liliane, Brigitte, Sandra und Sejla
Möchtest Du das Fotografieren auch entdecken ?
Ich führe regelmässig Fotokurse und Individualtrainings in Schaffhausen oder – für Individualtrainings – am Ort Deiner Wahl durch. Informationen dazu findest Du im Kapitel «Training».
Mit Sophia in der Masoalahalle
Fotografieren zusammen mit Ursulas Nichte in der Masoalahalle
Es gibt Tage, da passt einfach alles. So geschehen, als Ursulas Nichte Sophia und ich gestern auf Fotopirsch in der Masoalahalle waren. Die Geckos und die Lemuren waren so aktiv, wie ich sie noch nie erlebt habe. Gut, dass wir genügend Kameraequipment eingepackt hatten. Ohne grosse Vorkenntnisse zu haben, hat Sophia mit der Leica SL3 fotografiert – und tolle Bilder realisiert. Besonders ist mir ihr Gespür für Formen und Strukturen aufgefallen. Nach drei grossartigen Stunden in der Masoalahalle habe ich sie gefragt, ob sie denn auch mit dem Mobilephone fotografiert habe. Ihre Antwort: “Ich habe das Mobiltelefon einmal in die Hand genommen, aber gleich gesehen, dass die Bilder mit der «richtigen» Kamera um Welten besser werden. Deshalb habe ich kein einziges Bild mit dem Mobiltelefon gemacht.". Also: Die junge Generation ist durchaus für Kameras mit Wechselobjektiven zu begeistern ;-).
Da Sophia gleich nach der Zeit in der Masoalahalle nach Hause gehen musste, habe ich mir erlaubt, ihre zwölf Top-Bilder auszulesen:
Sophias Best-of-Auswahl
(Für eine Gesamtansicht des Bildes auf das entsprechende Motiv klicken)
Meine Best-of-Auswahl
(Für eine Gesamtansicht des Bildes auf das entsprechende Motiv klicken)
Möchtest Du das Fotografieren auch entdecken oder Deine Skills verbessern?
Ich führe regelmässig Fotokurse und Individualtrainings durch. Informationen dazu findest Du im Kapitel «Training».
Ein grosses Dankeschön an den Zoo Zürich und seine Mitarbeitenden
Die Masoalahalle ist grossartig. Man kann in den tropischen Regenwald von Madagaskar eintauchen. Toll, dass man fotografieren darf und toll, dass immer freiwillige Helfer unterwegs sind, die auf bestimmte Tiere oder Pflanzen aufmerksam machen, Zusammenhänge erklären und mit viel Freundlichkeit Informationen und Tipps weitergeben.
50 aus 8000
Zurück aus Nepal mit vielen Eindrücken. Meine 50 Favoritenbilder.
Im April war ich als Teil eines Dreier-Foto- und Filmteams in Ladakh und Nepal unterwegs, um die Arbeit von Himalayan Life zu dokumentieren. Es war eine intensive Zeit mit vielen Begegnungen. Zu dritt haben wir rund 20’000 Bilder und Videoclips realisiert. Wie bei einem gigantischen Puzzle gilt es nun, die besten Bilder auszuwählen und aus den Clips einen Film zusammenzustellen. Für mich habe ich mal aus den von mir rund 8000 realisierten Fotos meine 50 Favoritenbilder ausgewählt. Gar nicht einfach und – ich gebe es zu – sehr subjektiv.
Die Nerds hinter dem roten Punkt
Ein Blick hinter die Kulissen im Leica-Headquarter in Wetzlar
Artikel in Kooperation mit fotointern.ch
Ein wenig Geschichte
Alles im Leica Headquarter in Wetzlar atmet die Geschichte der Fotografie: Fotojournalistinnen und -journalisten haben mit Produkten der Marke mit dem roten Punkt entscheidende Momente in der Geschichte festgehalten. Und dieses Jahr feiert Leica ihr 100-jähriges Bestehen. Die Geschichte begann allerdings schon vor 1925: Im Jahr 1914 entwickelte Oskar Barnack, damaliger Leiter der Filmkameraentwicklung bei Leitz, eine «Miniaturkamera». Wegen seines Asthmas konnte der passionierte Naturfotograf die schweren Platten- und Grossformatkameras nicht herumtragen. Und so tüftelte er an einer leichten, kompakten Kamera, die er mit den perforierten Kinofilmen mit 24 mm Bildbreite bestücken konnte. Er drehte den Film um 90 Grad, um so das bis heute bekannte Kleinbildformat von 36 x 24 mm zu erzielen. Um das viel kleinere Filmformat im Vergleich zu den Grossformatkameras zu kompensieren, investierte er in die Qualität der Objektive. Bis heute ist die Qualität der Leica-Objektive legendär.
Nachdem Oskar Barnack 1914 die Ur-Leica konstruiert hatte, wurde 1925 die «Leica 1» vorgestellt (Pressefotos Leica)
Ups und Downs
Es folgten viele interne Diskussionen, ob man es wagen sollte, diese Kamera in Serie zu produzieren und auf den Markt zu bringen. Das ganze Hin und Her wurde dann in einer Sitzung im Juni 1924 mit dem legendären Satz von Ernst Leitz II beendet: «Ich entscheide hiermit: Es wird riskiert.» Und dann, exakt vor 100 Jahren – 1925 – wurde die erste Leica auf dem Markt eingeführt. Sie revolutionierte die Fotografie. Auf einen Schlag war Leica (das Wort ist eine Kombination von Leitz und Camera) im Kamerabereich Technologie- und Marktführer. Doch es dauerte nicht lange, bis die japanischen Konkurrenten das Messsucherkamera-Konzept nachbauten. Und 1936 wurde die erste Kleinbild-Spiegelreflexkamera auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt: die «Kine Exakta» der Firma Ihagee aus Dresden. Damit erhielt das Messsucherkamera-Konzept ernsthafte Konkurrenz, und die verkauften Stückzahlen dieser Kamerakonstruktion nahmen rapide ab. Die Spiegelreflexkamera hatte mit ihrem Aufbau, dank dem man das Bild durch das Objektiv sehen konnte (so eine Art WYSIWYG), diverse Vorteile. Leica tat sich schwer mit dem Einstieg in die Spiegelreflexwelt: Erst 1964 präsentierte die Firma die Leicaflex. Und dann gewährte Leica dem japanischen Kamerahersteller Minolta Zugriff auf das Autofokuspatent, was diesem einen Wettbewerbsvorteil verschaffte. Noch schwieriger wurde es mit dem Start in die Digitalfotografie: Wegen des geringeren Auflagemasses war es viel herausfordernder, die Leica-M-Kameras ins digitale Zeitalter zu bringen, ohne den Aufbau und das ikonische Design zu verändern.
Kurz vor dem Bankrott
Anfang 2000 war Leica in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und ohne das beherzte Eingreifen von Dr. Andreas Kaufmann gäbe es das traditionsreiche Unternehmen ziemlich sicher nicht mehr. Er erwarb die Aktienmehrheit und verpasste der Firma eine Rosskur: Innerhalb von wenigen Jahren holte die Firma ihren Technologierückstand auf, und dank geschickten Allianzen, die Dr. Kaufmann schmiedete, kann die Firma auch als Nischenplayer modernste Technologie in ihre Kameras einbauen.
Immer unbestritten war Leica als Objektivhersteller. Ich denke, es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Leica einer der besten Objektivhersteller der Welt ist – für viele sogar der beste.
Der Nischenplayer mit dem Marktführer-Image
Ohne dass ich in die internen Abläufe Einblick hatte und habe, gehe ich davon aus, dass Dr. Kaufmann die neue Strategie von Leica massgeblich prägte: Die Firma blühte auf, und der Name Leica entwickelte sich wieder zu einem Synonym für Top-Qualität und herausragende Lösungen. Die Messsucher-Kameralinie – die Leica M – ist imagemässig nach wie vor das Aushängeschild, doch die voll manuell bedienbare Kamera ohne Autofokus ist definitiv nicht jedermanns Sache. Es hätte meines Erachtens die Gefahr bestanden, dass Leica ein marginalisierter Player geblieben wäre, wenn man nur auf die M gesetzt hätte. Doch auch hier handelte Dr. Kaufmann und sein Team visionär: Nebst diversen Kompakt- und Sofortbildmodellen hat Leica im Lauf der letzten Jahre drei weitere Kameralinien lanciert: Die Leica Q – eine kompakte Kamera mit Fixbrennweite, einfachster Bedienung und höchster Bildqualität; die Leica SL – die spiegellose Systemkamera, die höchste Qualität, einfache Bedienbarkeit und Flexibilität für den harten und vielseitigen Fotografenalltag vereint und die Leica S – das Mittelformatsystem, das bezüglich Aufnahmequalität das Flaggschiff von Leica ist. Von den produzierten Stückzahlen her ist Leica ein Nischenplayer, aber der Name und die Produkte haben bei Foto-Enthusiasten den Stellenwert, den normalerweise ein Marktführer hat.
Seit 2015 fotografiere ich mit dem Leica SL-System, und unterdessen ist auch die Leica Q und die Leica S dazugekommen. Über die Jahre ist eine Verbindung zu den Entwicklern von Leica entstanden, und in regelmässigem Austausch versuche ich, nützliche Feedbacks zu ihren Kameras zu geben, die dann in die Entwicklung von neuen Kameramodellen einfliessen können. Ich bin da logischwerweise lediglich eine von vielen Stimmen, aber die Seriosität, mit der Leica das Feedback von mir und anderen engagierten Fotografen aufnimmt, ist Ehre und Verpflichtung zugleich.
Im September durfte ich zusammen mit einer kleinen Gruppe anlässlich eines Meetings einen Blick hinter die Produktionskulissen werfen. Wo normalerweise das Fotografieren verboten ist, durfte ich einige Bilder realisieren, um Dir einen Einblick in die Welt der Leica-Fabrikation zu geben. Realisiert habe ich die Fotos mit der Leica SL3.
Ab hier ist normalerweise das Fotografieren verboten. Doch ich durfte einige Bilder realisieren, um Dir einen Einblick in die Welt der Leica-Fabrikation zu geben.
Beginn der Factory Tour
Alles hier atmet Geschichte. Grossformatige Prints, die das Weltgeschehen dokumentieren, zieren die Wände. Im Vordergrund ein Bild von Steve McCurry, einem meiner Lieblingsfotografen.
Die Nerds
Jede Person, die ich bei Leica getroffen habe und treffe, erfüllt ihre Aufgabe mit grossem Stolz. Über allem steht der Anspruch, ein Produkt mit höchster Qualität zu bauen. Jeder Produktionsschritt wird zwei- oder dreimal kontrolliert. Was nicht zu 100% einwandfrei ist, geht zurück zum Nachjustieren. Es gibt in Wetzlar keine Stichprobenkontrolle, sondern jede Kamera und jedes Objektiv aus der Fertigung wird kontrolliert. Am Schluss setzt die Person, die die Endprüfung durchgeführt hat, ihren Namen darunter und steht damit für ein einwandfreies Produkt.
Für Aussenstehende mag die Akribie in der Produktion und in der Kontrolle beinahe krankhaft wirken, aber nur so ist gewährleistet, dass jedes Produkt, das die Werkhallen in Wetzlar verlässt, den Ansprüchen von Leica gerecht wird. Die Nerds kontrollieren alles doppelt und dreifach und haben dafür meinen grossen Respekt.
Kleine Anekdote am Rand: Kurz vor meinem Besuch bei Leica habe ich eine SL-Fixbrennweite gekauft. Diese Objektive werden unter anderem von Grit Thümmler, die Sie auf Bild 8 sehen, kontrolliert. Wir haben uns etwas länger unterhalten, und ich habe herausgefunden, dass es durchaus sein könnte, dass sie mein Objektiv gecheckt hat, bevor es das Werk verliess. Es war dann eine Kollegin von ihr, aber dass es hier Menschen aus Fleisch und Blut mit einem Namen gibt, die jedes Produkt endkontrollieren, ist zumindest für mich etwas, das der Marke Leica einige Bonuspunkte einbringt ;-).
Foto grafare
Das Wort «Fotografieren» kommt von «Foto grafare», was übersetzt «Malen (oder zeichnen) mit Licht» heisst. Eine wunderbare Beschreibung dessen, was passiert, wenn wir den Auslöser der Kamera drücken. Das Objektiv fängt das Licht ein, bündelt und kanalisiert es für den Film oder den Sensor. Das ist natürlich ein rein physisch-optischer Prozess, aber für mich ist immer etwas Magie dabei, wenn ich mir vorstelle, wie eine grosse Live-Szene auf ein 36 x 24 mm grosses Feld verdichtet wird. Das Objektiv ist eines der wichtigsten Kriterien für die Bildqualität und Bildwirkung. Ausgiebige Tests, die ich zusammen mit meinem Freund Christian Habermeier durchgeführt habe (s. «Test the best»), zeigen, dass das Objektiv einen grösseren Einfluss auf die Bildwirkung hat als beispielsweise der Sensor.
Bei Leica arbeitet man mit über 50 Glassorten, um die bestmöglichen Objektive zu bauen. Die Firma geht dafür an die Grenzen des physisch Machbaren und treibt teilweise einen Aufwand, den man fast als irrwitzig bezeichen kann. So haben wir erfahren, dass es Cine-Objektive von Leica gibt, bei denen das Schleifen einer einzigen Linse – und ein Objektiv hat gut und gerne mal zehn Linsen – auf der CNC-Maschine einen ganzen Tag dauert. Jede Linse wird auf 0,1 Mikrometer, das sind 1/1’000mm (!), genau geschliffen und poliert. Diese Präzision ist ein grosser Faktor dafür, dass die Leica-Bilder diese hohe plastische Wirkung haben, die Foto-Enthusiasten als «Leica-Look» bezeichnen.
Einige der verwendeten Glassorten sind so empfindlich auf Luft, dass sie nach dem Schleifen schnell oxidieren würden. Deshalb werden die geschliffenen Linsen wenn nötig mit einer Schutzschicht versehen (s. Bild 3), die dann erst kurz vor dem Vergüten entfernt wird. Nach dem Vergütungsprozess kann das Glas nicht mehr oxidieren. Die Vergütung einer Linse dient also in gewissen Fällen nicht nur der Verbesserung der Abbildungsqualität, sondern auch dem Schutz der Linse. Bild 4 zeigt übrigens einen Stapel von Glas, der in der Mitte vergütet und aussen unvergütet ist. Der Unterschied ist frappant.
Die herausragenden Objektivrechnungen, die extreme Fertigungspräzision, die Wertigkeit der verwendeten Werkstoffe sowohl für die Linsen wie auch für die Objektivgehäuse, die Bereitschaft, bis ans Limit des Machbaren zu gehen und die Kontrolle jedes Objektivs sind in der Summe für die extrem hohe Qualität der Leica-Objektive verantwortlich. Wenn man diesen Prozess einmal gesehen und verstanden hat, kann man nachvollziehen, warum diese Objektive ein ziemlich hohes Preisschild tragen.
Individualisierung
Weil Leica eine Manufaktur ist, kann man seine Kamera auf Wunsch individualisieren – beispielsweise mit einer Gravur oder einer eigenen Belederung. Wir wär’s zum Beispiel mit einer Individual-Belederung in der Farbe «Vamp»?
Wie geht es weiter bei Leica?
Nach unserem Testmonat mit der Leica SL3-S im September 2024 haben Christian Habermeier und ich unsere Vorserienkameras persönlich nach Wetzlar zurückgebracht. Zusammen mit Urs Tillmanns, dem Gründer von fotointern.ch, haben wir die Gelegenheit genutzt, um mit einigen Schlüsselpersonen von Leica zu diskutieren, was von der Firma mit dem roten Punkt in Zukunft kommen wird. Natürlich ist es nicht so, dass Leica alle Geheimnisse ausplaudert, aber ein paar zusammenfassende Gedanken aus dem Gespräch seien hier vermerkt:
Generell ist das Zusammenspiel von Hard- und Software etwas, dem Leica grosse Beachtung schenkt. Will heissen: Ein Bild ist noch lange nicht fertig, wenn der Sensor die farbigen Pixel abspeichert. Die Aufbereitung der Bilddaten und das Importieren dieser Daten auf den Rechner haben einen Einfluss auf das Bildfile. Auch ein RAW-Bild ist bereits eine Interpretation des aufgenommenen Fotos. Bei Leica macht man sich sehr viele Gedanken, wie dieser Workflow sich in Zukunft verändern könnte und wie man den bekannten Leica-Look auch im digitalen Zeitalter erzeugen kann. Die Software-Möglichkeiten (Stichwort KI) werden immer ausgefeilter und bieten mehr Kombinationsmöglichkeiten mit der Hardware.
Doch beginnen tut der Prozess immer mit dem Objektiv: Als erstes Glied in der Kette spielt es eine massgebliche Rolle. Leica optimiert permanent die Objektivrechnungen, die verwendeten Materialien, die Autofokus-Technologie, die Exaktheit des Produktionsprozesses usw. Das ist nötig, weil die Objektive mit den immer höheren Sensorauflösungen Schritt halten müssen: Denn was nützt ein 60 Mpx-Sensor, wenn das Objektiv «nur» 40 Mpx auflöst? Zudem werden die Anforderungen an den Autofokus immer höher. Nur mit präziser Scharfeinstellung kann man das hohe Vergrösserungspotenzial der neuen Sensoren wirklich ausschöpfen. Die spiegellosen Systeme geben den Leica-Ingenieuren mehr Spielraum im Objektivdesign: Weil wir mit den elektronischen Suchern nie ein wirklich optisch erzeugtes Bild, sondern immer ein bereits elektronisch aufbereitetes Bild sehen, können gewisse Optikkorrekturen auch rechnerisch vorgenommen werden. Dadurch können beispielsweise Objektive mit gleichen Leistungsmerkmalen kompakter gebaut werden. Die Leica M ist ja ebenfalls ein spiegelloses System, denn eine Messsucherkamera zeigt auch nie direkt ein vom Objektiv erzeugtes Bild.
Zudem wären weitere Funktionalitäten in der Kamera denkbar. Ein Beispiel ist die von Leica im Jahr 2020 eingeführte Perspektivkorrektur, mit der man direkt in der Kamera die stürzenden Linien korrigieren kann. Der Vorteil ist, dass ich gleich vor Ort sehe, wie viel vom Bild ich durch die Perspektivenkorrektur verliere. Ich weiss, dass Leica sich hier zu weiteren sehr spannenden Funktionalitäten intensive Gedanken macht.
Die Entwicklung der vier Linien – Q, M, SL und S – geht permanent weiter
Bei der Q kam vor Kurzem die Version mit dem 43 mm Objektiv auf den Markt, und ich spekuliere, dass irgendwann neue Q-Monochrom-Modelle folgen werden.
Bei der M wurde anfangs 2022 die M11 und ein gutes Jahr später die M11 Monochrom präsentiert. Im Internet gibt es wilde Spekulationen, ob die M12 – wann immer sie auch kommt – allenfalls einen Hybridsucher aufweisen wird. Das würde Sinn machen, weil so die Präzision des manuellen Fokussierens für die High-End-Sensoren erhöht werden könnte. «No comment» hiess es dazu in unserem Meeting.
Bei der SL-Linie hat Leica mit der SL3-S beide SL-Modellstränge auf den neuesten Stand gebracht. Gerade die SL3-S zeigt, dass Leica das oft adressierte Problem der Autofokus-Performance erst nimmt und im Griff hat. Die Weiterentwicklung des Autofokus wird auch in Zukunft hohe Priorität haben – sei das über Firmware-Upgrades oder auch mit leistungsfähigeren Prozessoren und AF-Technologien bei der Lancierung neuer Kameramodelle. Des Weiteren zeigt die SL3-S, dass man in Wetzlar das Thema «Filmen mit der DSLM» hoch einstuft. Hier sind diverse Lösungen im Soft- und Hardwarebereich in der Entwicklung, aber es sei noch etwas früh, darüber zu reden. Ich denke, (auch) in diesem Bereich wird uns Leica in nächster Zeit positiv überraschen. Ob es je eine «reine» Filmkamera im oberen Qualitätssegment von Leica geben wird, ist ein Geheimnis. Sony und Canon bieten entsprechende Kameras an, und auch Fuji hat eine Filmkamera – notabene für das GFX-System – angekündigt. Abwegig wäre es nicht, wenn sich auch Leica in diesem Bereich etablieren würde, aber das ist lediglich meine ganz persönliche Meinung und Spekulation.
Die Leica S3 wird aktuell nicht mehr produziert. Es war produktionstechnisch von Anfang an klar, dass es nur eine limitierte Anzahl S3-Kameras geben wird. Dieses Limit wurde bereits im Lauf des Jahres 2023 erreicht. Es wurde seitens Leica – auch von Dr. Kaufmann selbst – bestätigt, dass man an einem Nachfolgemodell arbeitet. Auch dazu hielten sich die Leica-Verantwortlichen weitestgehend bedeckt. Der Logik folgend behaupte ich jetzt einfach einmal, dass die Kamera den Namen S4 tragen wird, dass es eine spiegellose Kamera mit ungefähr 100 Mpx Auflösung und einem gegenüber der S3 massiv verbesserten Autofokus sein wird. Wünschenswert wäre zudem eine hohe Kompatibilität mit den M- und SL-Objektivlinien. Die Aufgabe für die Entwickler der nächsten S-Kamera ist nicht einfach, denn bezüglich Bildqualität hat die S3 die Latte sehr hochgelegt. Aber auch hier traue ich der Marke mit dem roten Punkt zu, dass sie das beinahe Unmögliche möglich macht – immer und bei allen Kameralinien mit dem Ziel vor Augen, uns auch in Zukunft tolle Instrumente zu liefern, mit denen wir das Licht des Weltgeschehens oder auch ganz des ganz Banalen, nur für uns Wichtigen, perfekt auf den Sensor zeichnen können.
Man liest manchmal, die Bilder, die mit einer Leica gemacht werden, ja sogar die Kameras selbst, hätten eine Seele. Der Blick hinter die Kulissen zeigt, dass auf jeden Fall so viel Herzblut in jede Kamera und jedes Objektiv fliesst, dass es durchaus so sein könnte ...
Familienfoto, das auch die Grössenverhältnisse zeigt (v.l.n.r.): Leica Q3, Leica M11, Leica SL3-S, Leica S3 (Pressefotos Leica)
Dieser Artikel erschien in einer gekürzten Fassung mit einem leicht angepassten Text auch auf fotointern.ch.
photoSCHWEIZ 25
Zum ersten Mal stelle ich an der photoSCHWEIZ 25, der Werkschau der Schweizer Fotografie, aus. Die Ausstellung ist noch bis am 11. Februar geöffnet. Hier ein paar Impressionen.
Zum ersten Mal stelle ich dieses Jahr an der photoSCHWEIZ aus. Die Ausstellung ist sehr gut besucht, und die Resonanzen sind bis jetzt durchs Band positiv. Ich nehme mit Bildern zum Thema «silence» teil, in Anlehnung an das Buch, das Ursula und ich letztes Jahr publiziert haben.
Das «Starbild» ist ein verlassener Bus, den ich in Island fotografiert habe. Du kannst dieses Bild übrigens auch als Fineartprint erwerben.
Mein Hauptbild an der photoSCHWEIZ 25: der verlassene Bus aus Island
Meine Ausstellungsinsel im Gartensaal (G66).
Die photoSCHWEIZ hat sich in den letzten 20 Jahren als «die» Werkschau der Schweizer Fotografie etabliert. Dieses Jahr findet der Event zum ersten Mal im Kongresshaus Zürich statt. Die Organisatoren haben die Location sehr gut genützt. Impressionen von den Hallen und von meinem Block (Fotos: Michael Brunner / Peter Schäublin):
Die photoSCHWEIZ 25 ist noch bis am 11. Februar geöffnet. Alle Infos zur Werkschau der Schweizer Fotografie auf der offiziellen Homepage von photoSCHWEIZ.
Leica SL3-S – erste Eindrücke
Auf die SL2 folgte die SL3. Und logischerweise muss dann auf de SL2-S auch die SL3-S folgen. Die Frage, die sich immer stellt: Ist das neue Modell denn so viel besser wie das alte? Ich wollte es wissen …
Im September letzten Jahres schlug sie bei uns auf: Das Vorserienmodell der neuen Leica SL3-S. Und sie liess die Erde ein wenig beben – zumindest symbolisch gesprochen. Doch alles der Reihe nach:
Vor etwas mehr als einem Jahr haben mein Freund Christian Habermeier und ich ein Vorserienmodell der Leica SL3 in Island getestet. Die Kamera hat uns sehr begeistert: Handling, Robustheit, Bildqualität – alles vom Feinsten. Auch der Autofokus zeigte sich im Vergleich zum Vorgängermodell SL2 verbessert, hatte aber bei ganz schnellen Motiven noch Luft nach oben. Christian und ich waren – und sind – von der Kamera so begeistert, dass wir beide unterdessen unsere Fotos im Reportagebereich mit der SL3 realisieren. Der Autofokus wurde mit Firmware-Upgrades nochmals so verbessert, dass er für die Fotografie kaum noch Wünsche offen lässt. Doch fürs Filmen ist die AF-Messlatte höher gesetzt. Und genau hier kommt die SL3-S ins Spiel:
Bis auf die Farbe des Leica-Schriftzugs sieht die Leica SL3-S gleich aus wie die SL3. Das ganze Bedienungskonzept ist ebenfalls identisch. Was die beiden äusserlich praktisch identischen Kameras im Innenleben unterscheidet, erfährst Du in diesem Artikel (Pressebild: Leica).
Die SL3-S hat mich im Feldtest überzeugt (Foto: Marco Huber).
Warum zwei Kameramodelle aus derselben Linie?
Alle Kamerahersteller bringen unterschiedliche Modelle für verschiedene Zwecke auf den Markt. Bei Sony sind es sogar so viele, dass ich offen gesprochen unterdessen den Überblick verloren habe. Leica beschränkt sich auf zwei Modelle, und das macht durchaus Sinn: Wir haben einerseits die SL3, die mit 60 Megapixeln bezüglich Auflösung kaum Wünsche offen lässt und die SL3-S mit 24 Megapixeln, deren Sensor wegen den grösseren Pixeln etwas bessere Resultate im hohen ISO-Bereich liefert und fürs Filmen besser geeignet ist. Doch wenn man mit einer Kamera filmen möchte, benötigt sie auch einen leistungsstarken Autofokus. Und – das sei gleich vorweg genommen: Hier hat Leica die Hausaufgaben gemacht. Mehr dazu später.
Arbeiten mit der SL3-S
Bei Leica zerbricht sich eine ganze Menge von Fachpersonen den Kopf, wie man die Bedienung einer Kamera so einfach und individuell wie möglich hält. Das ist insofern schwierig, als dass die Kameras ja immer mehr Funktionen haben und dadurch komplexer werden. Einfachheit in der Bedienung mit immer mehr Funktionen – das läuft sich diametral entgegen. Doch die Leute aus Wetzlar kriegen das echt gut hin: Sauber strukturierte Menunavigation, individuell programmierbare Screendarstellung, Video- und Fotomenu strikt getrennt und neu sogar farblich gekennzeichnet, sinnvolle Icons usw. Mit drei Rädern und diversen Buttons, die ich nach meinem persönlichen Gusto belegt habe, kann ich die Kamera zu 100% auf meine persönlichen Bedürfnisse abstimmen. Die Haptik der Kamera ist ein Traum, die Räder wackeln kein bisschen, nichts ist «flimsy», das Sucherbild ist klar und scharf. Der Body ist aus einem Magnesiumblock gefräst, und die Kamera ist gegen Nässe und Staub extrem gut abgedichtet.
Im Oktober 2024 gewährte uns Leica einen Blick hinter die Kulissen. Das Bild zeigt die Fertigungsstufen der Aluminium-Rückschale für die Leica SL (erste Generation). Die neueste SL-Generation (SL3 und SL3-S) hat eine Magnesium-Druckguss-Rückschale. Die Vorteile von Magnesium sind ein deutlich geringeres Gewicht und die Möglichkeit, komplexere Formen zu giessen. Auch im Material-Bereich entwickelt Leica ihre Kameras laufend weiter.
Konstanz
Wenn ich jeweils eine Testkamera erhalte, kommt sie natürlich ohne Gebrauchsanweisung. Ich muss mich also selbst zurechtfinden. Bei Leica ist man seit einiger Zeit bestrebt, das User-Interface für alle Kameralinien – Q, M und SL – identisch auszugestalten. Die Weiterentwicklung dieses Interfaces wird mit viel Sorgfalt und Augenmass betrieben, damit man sich beim Wechsel von einer Kameralinie zur anderen oder von einem älteren auf ein neueres Modell sofort zurechtfindet. Von daher brauchte ich keine Anwärmzeit mit der SL3-S. Kamera: Anschalten und los geht’s.
Innovation
Im Inneren der Kamera hat sich aber einiges verändert. Der Sensor hat zwar wie bei der SL2-S immer noch 24 Megapixel, ist aber ein neueres Modell. Und – wirklich das Markanteste und Allerwichtigste: Der Autofokus der SL3-S performt massiv besser. Er ist jetzt auf dem Level, den ich mir immer gewünscht habe für eine solche Kamera. Weil ich nicht viel von Labortests halte, frage ich Andrina Trachsel, ehem. Schweizermeisterin im Ultracycling, ob ich sie im Triathlon-Training mit der SL3-S begleiten darf – eine bessere und attraktivere Testmöglichkeit ist schwer zu finden ;-).
6.30h: Start in den Trainingstag. Andrina beginnt mit dem Warmup, meine Assistentin Chiara und ich machen das Equipment bereit (Foto: Marco Huber)
Andrina im Training
Der Tag ist erst am Erwachen, die Temperaturen sind noch eher im kühlen Bereich, und es nieselt leicht. Doch Andrina ist tough, für sie sind die Wetterbedingungen kein Problem. Für mich ist es gut zu wissen, dass die SL3-S ihr diesbezüglich nicht nachsteht. Die regnerische Stimmung sorgt für ein ganz besonderes Ambiente, und gleich zu Anfang entsteht ein Foto, das mein Lieblingsbild aus der ganzen Serie ist:
Leica SL3-S, 1/80 sec., f 2, 250 ISO, Apo-Summicron SL 2.0/35 mm. Bildbearbeitung in Lightroom
Ich hielt die Kamera knapp über die Wasseroberfläche, was ja möglich ist, weil die Q- und SL-Kameras unterdessen auch einen klappbaren Screen spendiert bekommen haben. Das APO-Summicron SL 2.0/35mm zeichnet genial, und der Unterschied zwischen der Zone innerhalb und ausserhalb des Fokusbereichs ist markant. Es sei am Rande erwähnt: Die 2.0-APO-Festbrennweiten sind trotz ihrer Kompaktheit unglaubliche Leistungskraftwerke. Natürlich sind sie nicht so klein wie die M-Objektive, aber das ist dem Umstand geschuldet, dass sie Autofokus-Objektive sind.
Montage eines SL-Objektivs aus der APO-Festbrennweitenserie (es ist das 75er). Gut zu sehen, wie komplex es im Inneren aussieht. Und obwohl das Objektiv relativ kompakt ist, hat es bezüglich Auflösung noch viel Luft nach oben. Selbst bei 60 Megapixeln ist es noch nicht an seiner Leistungsgrenze.
Der Vorteil des 24-Megapixel-Sensors liegt darin, dass er ein geringeres Bildrauschen aufweist. Selbst bei 10 000 ISO sind die Resultate noch überzeugend.
Leica SL3-S, 1/500 sec., f 2, 10 000 ISO, Apo-Summicron SL 2.0/35 mm – ich hätte das Bild natürlich mit einer längeren Verschlusszeit realisieren können, aber ich wollte ganz bewusst einen hohen ISO-Wert erzielen. Bildbearbeitung in Lightroom (keine Reduktion des Bildrauschens).
Der AF-Härtetest
Unterdessen ist es etwas heller geworden. Bootsführer Toni ist eingetroffen. Mit viel Gespür lenkt er sein Boot so, dass ich Andrina im Wasser beim Schwimmen super fotografieren und filmen kann. Den Autofokus habe ich auf Gesichtspriorität und AF-C eingestellt, und ich bin verblüfft, wie akkurat der Autofokus arbeitet, selbst wenn nur noch Andrinas Badekappe sichtbar ist. Hier ein Beispiel:
41 Bilder in 2.2 Sekunden: Obwohl die AF-Bedingungen nicht einfach sind, packt der Autofokus der SL3-S sauber. Genau so habe ich mir das gewünscht. Und hier noch eine Sequenz aus dem Fahrradtraining:
Die Filmfunktionen
Schon bei der SL3 hat Leica eine neue Funktion eingeführt, die mich anfangs etwas irritiert hat, aber die ich unterdessen nicht mehr missen möchte: Ich kann verschiedene Filmprofile anlegen, und diese nachher im Menu blitzschnell wechseln: Ich kann beispielsweise ein 6K-Profil mit 30 fps anlegen, ein 4K-Profil mit 60 fps, ein Full-HD-Profil mit 120 fps (kleiner Wermutstropfen: 120 fps mit 4K geht leider nicht) usw. Selbstverständlich kann ich den Profilen auch unterschiedliche Codecs mitgeben. Beim Filmen kann ich blitzschnell zwischen diesen Profilen switchen. Kleiner Wunsch an Leica: Aktuell sind die Profile einfach durchnummeriert, aber toll wäre natürlich, wenn man den Profilen individuelle Namen zuteilen könnte, z.B. “Interview”, “Sport”, “Zeitlupe” o.ä.
BTS: Während Andrina elegant crawlt, hänge ich über dem Bootsrand, um sie zu filmen. Für eine bessere Kontrolle des Bildausschnitts habe ich meinen Atomos Ninja als Kontrollmonitor montiert. Aufgezeichnet habe ich aber alle Clips in der Kamera auf die CF-Express-B-Karte (Foto: Marco Huber)
Der kleine Testfilm
Für meinen kleinen Movie filme ich praktisch alles mit 59.94 fps / L-Log / 4:2:2 / 600 Mbit/s. Das verarbeitet eine normale SD-Karte nicht mehr, man muss dafür eine CF-Express-B-Karte einlegen. Die SL3-S hat wie die SL3 je einen Slot für normale SD-Karten und einen für CF-Express-B-Karten. Das macht meines Erachtens Sinn, denn man kann seine SD-Karten weiterhin verwenden, hat aber fürs anspruchsvolle Filmen die Möglichkeit, mit den CF-Express-B-Karten zu arbeiten.
Eine Sequenz filme ich mit FHD in 120 fps und rechne sie dann mit Topaz Video AI auf 4K hoch. Beim Betrachten des Films wirst Du feststellen, dass diese Sequenz gegenüber den in «echten» 4K gefilmten Sequenzen nicht abfällt. Auch im Filmbereich eröffnet das KI-unterstützte Interpolieren neue Möglichkeiten.
Während des Shootings habe ich bewusst zwischen Film- und Fotosequenzen gewechselt. Diesen Wechsel siehst Du im Film auch. Zudem habe ich ein Beispiel des Bearbeitungspotenzials mit einer Überblendung vom unbearbeiteten RAW- File zum final bearbeiteten Bild eingebaut. Die Musik hat mein genialer Freund Sebastian Bach komponiert.
Dynamikumfang des Sensors
Um den Dynamikumfang des Sensors zu testen, treffe ich mich ein paar Tage nach dem Shooting nochmals mit Andrina. An diesem zweiten Morgen ist kein Regen in Sicht, und ein wunderbarer Sonnenaufgang belohnt uns fürs frühe Aufstehen. Ich möchte Andrina voll im Gegenlicht fotografieren. Die Gretchenfrage in einer solchen Situation ist immer: mit Blitz oder ohne Blitz und danach in der Postproduction aufhellen? Urteile selbst:
Mit Blitz:
Mit Blitz: Leica SL3-S, 1/2000 sec., f 3.5, 125 ISO, Apo-Summicron SL 2.0/35 mm, Profoto A2 mit Grid, High Speed Sync. Bildbearbeitung in Lightroom.
Ohne Blitz
Hier das unbearbeitete RAW-File ohne Blitz. Ich habe so belichtet, dass ich sogar in der Sonne noch Zeichnung habe:
Leica SL3-S, 1/2000 sec., f 3.5, 125 ISO, Apo-Summicron SL 2.0/35 mm, kein Blitz
Und das Resultat nach der Bearbeitung in Lightroom:
In Lightroom habe ich Andrina um 3.5 Blendenstufen aufgehellt, das Gesicht sogar um 4.25 Blendenstufen. Der Sensor gibt das her. Natürlich macht sich in den aufgehellten Bildpartien das Bildrauschen etwas bemerkbar. Man kann das softwaremässig korrigieren, verliert aber ein wenig Details: Hier ein 100% Ausschnitt mit und ohne Denoise:
ohne Denoise
mit Denoise
Farbmanagement
Man kann Farben nachträglich in der Postproduction korrigieren. Doch es macht deutlich mehr Spass, wenn die Kamera akkurate Farben liefert. Besonders bei Hauttönen ist das wichtig. Hier ein Beispiel eines Bildes direkt aus der Kamera, ohne Bearbeitung:
Leica SL3-S, 1/400 sec., f 4, 100 ISO, Apo-Vario-Elmarit SL 2.8-4.0/90-280mm auf 111 mm, Weissabgleich «bewölkt», komplett unbearbeitet, leicht gecroppt
Wie viele Megapixel braucht der Mensch?
Zum Schluss noch ein Wort zum Megapixel-Run, der ungebrochen weitergeht: Aktuell sind wir bei den Vollformat-Topmodellen im Bereich von 50 bis 60 Megapixeln. Doch wie viele Megapixel benötigt man wirklich? Dazu ein wenig Mathematik: Inkjet-Printer arbeiten mit einer Auflösung von 200 bis 300 dpi. Lass Dich nicht von den hohen DPI-Zahlen irritieren, die die Druckerhersteller manchmal angeben. Sie rechnen teilweise die Auflösung für jeden Farbkanal. Doch für unsere Kalkulation nehmen wir die Auflösung, die Photoshop (oder jede andere Bildbearbeitungssoftware) anzeigt. Hier reichen meiner Erfahrung nach 250 dpi für ein optimales Resultat. 250 dpi sind 250 Bildpunkte pro Zoll (inch). Und da ein Zoll 2.54 Zentimetern entspricht, liegt die Auflösung für einen optimalen Print ziemlich genau bei 100 Pixeln pro Zentimeter. Das macht das Rechnen einfach: Teile die Pixel Deines Bildes durch 100, und Du erhältst die Printgrösse, die Du ohne Qualitätseinbusse drucken kannst. Bei einem 24-Megapixel-Sensor sind das 6000 x 4000 px = maximale Druckgrösse für einen optimalen Print 60 x 40 cm. Das reicht in den meisten Fällen. Doch ich wollte grösser printen. Nach einigen Tests mit Interpolier-Programmen bin ich zum Schluss gekommen, dass ich mit Topaz Photo AI die besten Resultate erziele und ich die Pixelanzahl sowohl in der Länge als auch in der Breite verdoppeln kann, ohne dass das Auge einen Qualitätsverlust erkennt. Will heissen: Ein 6000 x 4000 px-Bild kann ich auf 12000 x 8000 px interpolieren. Voraussetzung dafür ist ein qualitativ hochwertiges Ausgangsfile: Dafür fotografiere ich in RAW, bearbeite das Bild sorgfältig und exportiere es dann als 16-bit TIF für Topaz. Dort rechne ich das Bild von 24 auf 96 Mpx hoch. So aufbereitet kann ich bis 120 x 80 cm printen – oder einiges croppen und immer noch ziemlich gross drucken. Natürlich hat man mit einem hoch auflösenden Sensor noch mehr Spielraum, aber man muss dafür mehr Bildrauschen in den hohen ISO-Bereichen und weniger gute Filmergebnisse in Kauf nehmen. Dazu kommt ein merkbar höherer Speicherbedarf auf dem Rechner.
Gross printen geht: Hier mein 120 × 80 cm Print ab dem 24-Mpx-File. Natürlich müsstest Du den Druck im Original sehen, das ist mir schon klar.
Fazit
Leica hat die Hausaufgaben gemacht. Die SL3-S vereinigt die typischen Leica-Eigenschaften mit einem sehr leistungsstarken Autofokus. Für Reportagen, bei denen ich mit wenig Licht fotografieren muss und auch mal filmen möchte, ist die SL3-S für mich die ideale Kamera. Wenn Du die höhere Auflösung benötigst, ist die SL3 die richtige Wahl.
Du musst selbst entscheiden, wo für Dich die Prioritäten liegen und ob Du mehr als 24 Mpx benötigst. Im Zweifelsfall und wenn es Dein Budget zulässt, einfach beide Kameras kaufen . So hast Du, wie wir Schweizer sagen «dä Füfer und s’Weggli» (und ein leeres Bankkonto ;-)).
Und noch ein paar Fotos vom Training Day
Klicke auf die Bilder für eine vergrösserte Ansicht. Wenn Du dann mit der Maus über das Bild fährst, werden die Aufnahmedaten eingeblendet.
Wir stellen an der photoSCHWEIZ 25 aus
Zum ersten Mal sind wir an der Schweizer Werkschau der Fotografie dabei – komm vorbei und sieh Dir die Ausstellung an. Es lohnt sich.
Die jährlich stattfindende photoSCHWEIZ ist die grosse Werkschau der Fotografie in der Schweiz. 2025 findet sie erstmals im Kongresshaus Zürich statt, und zwar vom
Fr. 07. bis Di. 11. Februar 2025.
Wir werden Bilder zum Thema «silence» ausstellen und würde mich freuen, wenn Du die Ausstellung besuchst. Aktuell plane ich, auf jeden Fall am Samstag, 8. Februar vor Ort zu sein. Lass mich wissen, wann Du kommst, damit wir uns nicht verpassen. Einfach eine kurze E-Mail oder WhatsApp auf 079 445 62 32 senden.
Infos und Öffnungszeiten
Alle Informationen rund um die photoSCHWEIZ 25 findest Du auf der Homepage von photoSCHWEIZ.